Was ist Prototyping?
Ideen greifbar zu machen ist elementar. Das beginnt bereits in einer Ideation Session, wenn es darum geht erste Ideen zu entwickeln. Statt lange über eine Idee zu diskutieren, macht es Sinn rudimentäre Skizzen und vergleichbare visuelle Beispiele zu suchen, damit alle im Raum vom Gleichen sprechen. Wenn eine Idee nur in Textform diskutiert wird, löst dies bei allen ein unterschiedliches Kopfkino aus, was es schwierig macht Ideen und deren Potential zu bewerten.
Wie realistisch ein Prototyp sein soll, hängt stark vom Ziel ab. Wenn es um eine erste Resonanz geht, reichen einfache Skizzen und Papierprototypen. Soll ein Produkt am Markt getestet werden, dann sollte der Prototyp sehr realistisch sein.
Beim Prototyping wird oftmals ein klickbares UX Design erstellt, aber es gibt noch viel mehr Optionen.. Auch bei physischen Produkten wie neuen Food & Drink-, Immobilien- oder Dienstleistungs-Konzepten braucht es Prototypen. Vor allem bei Produkten, welche hohe Entwicklungskosten haben, sollte frühzeitig wertvolles Kundenfeedback eingeholt werden. So kann verhindert werden, dass viel Geld und Ressourcen in eine Idee verlocht wird, die niemand möchte. Es empfiehlt sich Packaging Design Mock-ups sehr echt aussehen zu lassen, oder Immobilien Renderings zu erstellen, welche die Stimmung des Konzeptes transportieren um valides Marktfeedback einzuholen.
Definition von Prototyping
Mit Prototyping werden Ideen greifbar gemacht. Es ist ein experimenteller Prozess, um Ideen und Konzepte mit Kunden zu testen. Unternehmen, die Prototyping in ihren Prozess integriert haben sparen Kosten und Ressourcen, da sie frühzeitig die Begehrlichkeit und die Funktionalität testen.
Tom und David Kelley von IDEO haben die Bedeutung von Prototyping mit folgenden Worten perfekt zusammengefasst:
"Wenn ein Bild für mehr als 1.000 Worte steht, ist ein Prototyp mehr als 1.000 Meetings wert."
Die Implementierung von Prototyping in den Entwicklungsprozess mag für viele Unternehmen initial als etwas teuer und verlangsamend wahrgenommen werden. Die führende Consulting Agency IDEO hat jedoch genau das Gegenteil bewiesen:
"Indem wir uns die Zeit nehmen, unsere Ideen zu prototypisieren, vermeiden wir kostspielige Fehler, wie zu früh zu komplex zu werden oder zu lange an einer schwachen Idee festzuhalten."
– Tim Brown, CEO von IDEO
Wann macht welche Art von Prototyping Sinn?
In der Entwicklung neuer Ideen machen Prototypen in jeder Phase Sinn und es sollten fortlaufend Prototypen gebaut werden. Je nach Stadium des Entwicklungsprozesses, den verfügbaren Ressourcen und den Sprint Zielen, sollte entschieden werden, welche Form von Prototyp Sinn macht.
Wenn das Ziel darin besteht, dem Team und potentiellen Nutzern eine erste Vorstellung der Lösung zu vermitteln, könnte ein Papier Prototyp, welcher noch sehr schematisch und abstrakt aussieht (Low-Fidelity) ausreichen. Wenn das Ziel darin besteht, den Prototypen mit Endkunden auf dessen Begehrlichkeit zu testen oder zu beobachten, wie sie damit interagieren, sollte der Prototyp möglichst realistisch aussehn (Medium- bis High-Fidelity).
Die Vorteile der verschiedenen Prototypen Fidelity Levels im Überblick
Low-Fidelity-Prototyp
Typischerweise aus Papier, Bastelmaterial, Lego, Theater (bei einer Service-Idee)
Ziel: Testen ob eine Idee Hand und Fuss hat und grundsätzlich verstanden wird
Vorteile von Low-Fidelity-Prototypen:
- schnell
- kostengünstig
- leicht zu überarbeiten
Medium-Fidelity-Prototyp
Typischerweise digital umgesetzt mit Fokus auf Funktion und nicht ausgearbeitetes Branding Design
Ziel: Testen ob eine Idee verstanden wird und funktional ist
Vorteile von Medium-Fidelity-Prototypen:
- Screen Flows werden erlebbar
- Funktionalität steht im Vordergrund
- Keine Ablenkung durch ausgearbeitetes UI Design mit Branding etc.
- Wirtschaftlichkeit kann abgeschätzt werden
High-Fidelity-Prototyp
Typischerweise eine Wiedergabetreue wie ein realistisches käufliches Produkt, ein 3D Modell mit Branding, eine klickbare Website/App
Ziel: Testen ob ein Produkt am Markt ankommt, bevor es in die Produktion geht.
Sie eignen sich gut um echtes Kundenfeedback zu gewinnen. Bei diesem Level können klare Aussagen zur Begehrlichkeit gemacht werden, da sich der Prototyp wie das finale Produkt anfühlt. Sie helfen das Design freizugeben, bevor die Produktion/Umsetzung beginnt.
Vorteile von High-Fidelity-Prototypen:
- Sieht aus wie das finale Produkt, nur dass es noch nicht ab Fabrik produziert wird/ gecodet ist
- Reich an Interaktionen mit verschiedenen Customer Journeys sind möglich
- Es braucht keine Vorstellungskraft des Kundens. “What you see is what you get”
- Kundenfeedback ist echt, die Marktfähigkeit kann getestet werden
- Wirtschaftlichkeit kann berechnet werden
Pitfalls
High-Fidelity Prototypen können einfach Dinge simulieren, welche dann in der finalen Umsetzung kostspielig und aufwändig sind. Idealerweise ist bei den Iterationen bereits ein:e Spezialist:in aus der Entwicklung dabei, welche:r die technische Machbarkeit und Kosten einschätzen kann.
Fazit
Teste früh und mit geringem Aufwand, um das Potenzial einer Idee zu testen. Verwende dazu die passenden visuellen Prototypen, um Kundenfeedback einzuholen. Kundenfeedback ist in der Entwicklung von neuen Ideen nicht mehr wegzudenken und sollte unbedingt von Beginn an eingeplant sein im Prozess. Dazu braucht es der Fragestellung entsprechend den passenden Fidelity-Level an Prototypen. Starte früh mit einfachen Prototypen aus Papier. Je reifer die Idee wird, desto realistischer sollte der Prototyp werden, um die Marktfähigkeit einer Idee zu testen. Dieser Entwicklungsprozess dauert meistens ein paar Wochen. Mit Prototyping kann viel Geld und Zeit gespart werden. Denn mit Prototyping wird früh getestet und iterativ vorgegangen, um Produkte und Services zu kreieren, die am Markt bestehen können.
Falls du auch eine grosse Passion für Prototyping hast, dann lass uns austauschen! Ich freue mich von dir zu hören.