Zu einem kreativen Workshop braucht es Post-its. Kein Brainstorming ohne Post-its. Sie prägen Unternehmen seit Jahrzehnten und sind trotz Digitalisierung nicht verschwunden. Die farbigen Zettelchen gelten neben einer Flipchart zur Grundausrüstung eines jeden kreativen Prozesses innerhalb von Unternehmen. Sie eignen sich, um spontane. Ideen aufzuschreiben, sie an eine Wand zu kleben und dann beispielsweise nach Priorität zu ordnen. Post-it lassen sich leicht verschieben und wieder neu anordnen. Das fördert den Denkprozess, wie Studien zeigen.
Post-its zur Kunst hochstilisiert
Weil Post-it-Zettel in vielen Unternehmen im Überfluss vorhanden sind, zeigte sich vor zehn Jahren in Paris auch eine andere Ausprägung ihrer Verwendung. Anstatt bei Workshops Ideen darauf zu notieren, entstand in Paris der sogenannte «Post-it-war». Fenster von Büros waren plötzlich mit bunten Kunstwerken bestückt, die teilweise sehr aufwändig inszeniert waren und sich über Dutzende von Metern hingezogen. Die Eyecatcher waren ein klarer Ausdruck gegen Langeweile am Arbeitsplatz. Es entstand eine richtige Bewegung, die Hunderte von Pariser Unternehmen erfasste.
Anstatt die gelben, grünen oder orangen Zettelchen als Reminder-Notiz auf dem Schreibtisch einzusetzen, wurden sie für riesige Kunstwerke genutzt. Sie zeigten Helden aus Super Mario oder auch Asterix und Obelix. Inspiriert wurden sie von Pop-Art. Angefangen als Wettkampf zwischen dem Computerhersteller Ubisoft und der PNP Paribas Bank breitete sich die Bewegung innerhalb weniger Wochen in ganz Paris aus. Die Post-it-Kreationen trugen nicht nur zu einer gesteigerten Arbeitsmoral bei, sondern sorgten auch für Kontakte zwischen den Mitarbeitern.
Nach wie vor unverzichtbar für einen Workshop
Der Post-it-war warf aber auch die Frage nach dem Sinn der klebenden Notizhefter auf. Das weltbekannte Produkt der amerikanischen Firma 3M war ursprünglich dazu gedacht, im Arbeitsalltag für Ordnung zu sorgen. Der «Missbrauch» für riesige Kunstmotive, der einen immensen Bedarf nach Post-its mit sich brachte, liess Zweifel für eine tatsächliche Verwendung der Handzettel aufkommen. Dabei gibt es nach wie vor Gründe, weshalb Post-its für einen kreativen Prozess innerhalb der Firma nützlich sein können:
Offline und physisch
Fehlende Wifi-Verbindungen oder nicht funktionierende Beamer in Meetingräumen - wer kennt das nicht? Klebezettel sind überall einsetzbar in einem, brauchen keinen Strom und lassen sich einfach und offline anbringen.
Sofort einsetzbar
Post-its können bei einem einigermassen sorgfältigen Umgang mehrmals neu angeordnet und verschoben werden. Jeder kann sie sofort und ohne Schulung intuitiv einsetzen und seinen Ideen darauf freien Lauf lassen.
Immer und überall präsent
Es gibt mittlerweile digitale Whiteboards wie etwa von Lucidspark, die eine virtuelle Abbildung von Post-its bringen. Das Problem von solchen «digitalen» Handzetteln ist aber, dass sie in einer Cloud oder auf dem Laptop-Speicher verschwinden. Ein sichtbares Gebilde mit Notizzetteln und individuellen Handschriften bleibt hingegen präsent und in den Köpfen der Leute hängen.
Spiel, Spass und Spannung
Die bunten Objekte sind anfassbar und somit fassbar. Das haptische Erlebnis macht Spass und verbindet Teams auf eine Art, die ein digitales Tool kaum leisten kann. Ein Brainstorming etwa ist sofort und unmittelbar sichtbar. Das Board wird von den Teilnehmern aktiv wahrgenommen und kann auf eine Art und Weise bearbeitet werden, die eine Software nicht leisten kann.
Sichtbarkeit ist gefordert
Bei einer Ansammlung von Post-its an einer Wand sind die einzelnen Worte aus einer gewissen Entfernung nicht mehr sichtbar. Die Teilnehmer möchten aber trotzdem, dass ihre Ideen, Notizen und Worte wahrgenommen werden. Deshalb wählen sie instinktiv wenig Worte für ihre Idee und fokussieren sich auf das Wesentliche.
Flexibilität fördert Denkprozesse
Strukturen, Zusammenhänge, Aufgaben, Prozesse und Abteilungen lassen sich mit Post-its einfach darstellen und immer wieder neu erdenken. Durch die unterschiedlichen Grössen und Farben sind eine Vielzahl von Varianten und Gebilden durch Post-its möglich.
Visualisierung ist klar
Neue Prozesse und Abläufe zu definieren ist für viele Menschen eine abstrakte Angelegenheit. Mit Post-its lassen sie sich visuell aufbereiten und darstellen, es werden andere Bereiche unseres Denkprozesses angestossen.
Erfassung kann digital erfolgen
Haben sich die Teilnehmer an einem Workshop erstmals mit Post-its «ausgetobt», gibt es meistens jemanden, der das Ganze dann per Smartphone fotografiert, um es zu dokumentieren. Mittlerweile gibt es aber digitale Erfassungstools für diesen Prozess, der die handgeschriebenen Notizen auf den Zetteln automatisch erfasst. Diese Ideen können dann in den Kreativprozess einfliessen.